Meine guten Vorsätze zum Neuen Jahr waren als Kind stets beherzt gefasst, wurden in der Nacht vom 31.12. auf den 01.01. ausgesucht (manchmal kam ich aber auch erst später zu einem Ergebnis, sobald) und dann im Laufe der Winter-Monate vergessen. Natürlich hingen auch meine guten Vorsätze, so wie die vieler anderer Menschen, häufig mit Ernährung oder der Überwindung von gewissen Charakterschwächen zusammen. Wenn ich zurück denke, waren sie auch sehr von der christlichen, kirchlichen Moral eingefärbt, doch der Praxis und dem Alltag hielten sie nicht wirklich stand. Deshalb habe ich mir schon lange keinen guten Vorsatz mehr zum Neuen Jahr gemacht, ganz bewusst, da diese Tradition nicht mehr mit meiner Lebensauffassung zu verbinden ist.
Es kam so, dass ich eines Jahres merkte, dass die guten Vorsätze der vergangenen Jahre schnell in Vergessenheit geraten waren und sie eher mit praktischen Verhaltensweisen zu tun hatten (zum Beispiel ‚nicht mehr Lügen’ oder ähnliches). Hatte das eine also mit dem anderen zu tun? Ist es wirklich sinnvoll, sich Regeln aufzuerlegen, um charakterlich zu reifen? Denn das war es letztendlich, was ich mir vom Leben erhoffte: Ein ständiges Lernen und Reifen, bis ans Lebensende. Welche Qualität muss also ein guter Vorsatz haben, dass ich ihn tief im Herzen bewahren und umsetzen könnte? Und hatte das letztendlich mit dem Sonnenjahr zu tun oder doch eher mit meinem eigenen, persönlichen Reifeprozess?
Ich merkte bald, dass ich weg von der allgemein üblichen Tradition der guten Vorsätze zum Neuen Jahr hin zu einer persönlichen Philosophie gelangen musste, um erfolgreich zu sein. Dies war das erste Mal überhaupt, dass ich mir bewusst wurde, wie vernebelnd Traditionen für das eigene Bewusstsein sein können (siehe auch Blog vom 04.12.2012). Da stand ich nun, eine junge deutsche Frau in den Zwanzigern, und hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, mit meinen Vorsätzen. Gänzlich aufgeben wollte ich sie natürlich nicht, und somit nahm ich mir vor, nicht weiter zu grübeln, sondern meine Sinne wachsam zu halten, um vielleicht darüber Informationen zu bekommen, was denn nun wichtig für mich sei. Im Grunde genommen kann ich nun im Nachhinein sagen, dass dies der Beginn einer Bewusstseins-Reise durch die Welt und mein bisheriges Leben war. Immer schneller erkannte ich, wenn sich ein Thema innerhalb kürzester Zeit in kurzen Abständen präsentierte. Es fühlte sich richtig und gesund an, dieses Thema dann aufzugreifen und weiterhin zu verfolgen.
Auf diesem Wege lernte ich letztendlich, dass es doch der Spiegel unseres Lebens ist, der uns unsere ganz persönlichen Themen zeigt. Man muss nur bewusst hinschauen. Es ist dabei zweitrangig, ob man sich etwas einbildet oder nur Zufällig gewisse Dinge sichtbar werden. Wichtig ist, sie ernst zu nehmen, näher zu betrachten, abzuwägen und zu schauen, ob sie irgendetwas mit einem selbst zu tun haben. Letztendlich hat doch jeder die Freiheit, sich auch gegen das Annehmen gewisser Themen zu entscheiden. Doch gleich am Anfang wegzuschauen, erscheint mit nicht besonders verantwortungsvoll. Verantwortungsvoll bedeutet, auf die Themen des eigenen Lebens aktiv zu antworten (das ist mir aber erst sehr viel später bewusst geworden). Um dies aktiv umzusetzen, gibt es sicherlich auch noch andere Wege und Mittel, doch wer nicht selbst Tätig wird, endet meist als Spielball der Geschehnisse – so meine Erfahrung.
In meinem Buch ist das hier beschriebene Phänomen der vorrangige Motivator für die Protagonistin Chiara. Im Laufe der Geschichte versucht sie immer wieder, vor ihren Themen zu fliehen, bis sie lernt, sie für sich zu verwenden. Und hierzu benötigt ein Mensch nicht unbedingt Intelligenz, sondern einen Willen zur Änderung.
Kennt nicht jeder die besondere Anziehungskraft von Sprüchen oder Sprichwörtern, in denen Weisheiten versteckt sind? Sie wirken wie Symbole: Plötzlich blitzt eine Sinn-Erkenntnis durch die eigenen Gedanken. Nur zu oft verstehen wir es dennoch nicht, sie umzusetzen, denn das praktische Leben ist halt doch ein anderes Kaliber, als die guten Vorsätze, auch wenn wir so viele Hilfestellungen im Leben erhalten.
Hilfestellungen tauchen in unserem Leben auf ganz unterschiedliche Art und Weise auf: Manchmal erscheinen sie in Nachrichten, in der Politik oder Kultur. Auch Wikipedia hält nicht nur Sach-Informationen für uns bereit. Fündig können wir Menschen überall werden, doch ist bekanntlich eine große Informations-Flut nicht so einfach zu verarbeiten oder zu verwerten. Das Leben erscheint bisweilen wie eine Wissenschaft, die wir nicht verstehen, ab und zu auch wie eine Philosophie, die nicht unsere zu sein scheint. Und doch kann uns die gedankliche Sammlung oder Zusammenfassung von ähnlichen Themen einen ausschlaggebenden Hinweis auf genau das Thema geben, dass wir als logische Konsequenz zu unserem guten Vorsatz machen sollten.
Als Autorin muss ich meinen geneigten Leser nun natürlich fragen, ob sie oder er eine Idee hat, wie mein Buch über die Maya auch zu ihren oder seinen anderen Themen im Leben passt. Sind es die Maya oder vielleicht auch die versteckten Weisheiten, die im Buch zu finden sind? Welche Symbole sprechen dich als Leser an? Ist es vielleicht das Symbol des Hundes, der als Tier ein ganz anderes Gespür für menschliche Verbindungen hat, oder das Wassers, das im Buch immer wieder auftaucht?
Wasser wurde im alten Mexiko als Kamm-, Wellen- oder Zickzack-Muster dargestellt und bekanntlich demonstrieren Symbole mehr, als nur das dargestellte Bild: Wasser fließt, Wasser verbindet. Wasser wird der Urmaterie oder dem Chaos gleichgestellt. Wasser umgibt die Unterwelt Xibalbá ebenso wie die Mittelwelt (Erde). Aus dem Wasser der Urwelt schöpften die Götter das Universum und mit Wasser zerstören sie ein Weltzeitalter. Diese wahre Flut an Symbolik berührt auch die Protagonistin Chiara. Sie kommt über das Element ‚Wasser’ mehr und mehr in Kontakt mit der Natur und dadurch mit sich selbst.
Es gibt zahlreiche versteckte Weisheiten in meinem Buch und ich finde es immer faszinierend zu hören, welche dieser versteckten Weisheiten und Symbole von dem einen oder anderen beim Lesen herausgefiltert wurden. Mein Buch funktioniert geradezu wie das Leben selbst – natürlich im Kleinen – und lässt die Themen hervortreten, die zum Lesenden gehören. Andere Themen sind zwar auch in diesem Buch über die Maya vorhanden, doch gehören sie nicht zwangsweise zu jedem Leser.
Gleichgültig also welches Thema – das Material für gute Vorsätze kommt zu uns, auch in Büchern (übrigens: die Bücher, die ich lese, fallen meist zur rechten Zeit in meinem Leben zu). Es liegt an uns, aufmerksam zu sein. Nur dann sind wir dazu befähigt, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu lenken, so, wie es Chiara in meinem Buch tut. Ihre Erkenntnis bezieht sie erst einmal aus der Maya-Kultur, denn oft erlangen wir im Fremdartigen eher Erkenntnisse, als in dem uns bekannten Bewusstseinsraum. Sind die Dinge vertraut und ewig vorhanden, werden wir schnell blind für sie. Daher ist es relativ gesehen einfacher, in der Fremde unsere eigenen Themen zu erkennen und zu bearbeiten. Oder, wie es Chiara tut, auf ihren Reisen (egal, auf welcher Seinsebene sie auch stattfinden), die sie zu den alten Maya führt, um dort das Bewusstsein auf neue Art zu schärfen. Die Symbolkraft und spirituell fundierte Kultur der Maya öffnet ihr diese Möglichkeit,. In ihrem eigenen Leben hat Chiara durch ihr westliches Verständnis des Lebens wenig Bewusstsein für die feinen Botschaften und Hilfen, denen wir täglich begegnen können. So versucht Chiara zwar, ihre Sympathie für andere ganzheitlich zu verstehen, aber da sie lediglich verstehen will, steht ihr der Verstand bis gegen Ende des Buches im Wege – bis ihr das Symbol des fliegenden Aras deutlich wird.
Ein größeres Bewusstsein erlangt man lediglich, indem man bewusst lebt. Das kann schnell zu einem ständigen Kreisen führen, ist es doch schwer, fast unmöglich, einen Begriff mit seiner eigenen Begrifflichkeit zu erklären - ein Paradoxon, das aber dennoch funktioniert. Doch hat man erst einmal begonnen, selbständig im Leben zu agieren, kann sich das ewige Kreisen zu einer Spirale erheben, die ständig Neues erkennen lässt und sich zu einem stets beschleunigenden Reifeprozess erhebt. Wir werden so zu unserem eigenen Ratgeber.
Das ist keine romantische Magie oder bösartige Teufelei, sondern kinderleicht und für jeden auf einfache Art erreichbar – wenn sie oder er nur bewusst (und also auch selbstreflektiert) leben will. Man kann durch Bewusstsein Erstaunliches erlangen oder entdecken, die an sich selbst gestellten Fragen beantwortet bekommen und merken, dass alles, was man als Erklärung benötigt, vorhanden ist. Das System des Lebens ist unbestechlich und ein guter Partner, um zu reifen. Und schließlich lernt man, die verschiedenen Früchte zu pflücken, die uns das Leben schon immer vorgelegt hat. Möge mein Buch dabei ein hilfreicher Begleiter sein und die eine oder andere Türe öffnen.