Allein das Wort ‚Spiritualität’ oder ‚spirituell’ lässt viele Menschen zurückschrecken, assoziieren Sie damit doch gleich etwas Abgehobenes, Weltfremdes, dass Menschen dazu bringt, sich lila-violett anzuziehen und eine Kerze aufzustellen.
Diese Tendenz gibt es natürlich, doch würde ich sie eher als ‚esoterisch’ bezeichnen, ein Trend, in dem sich Menschen vom Weltlichen abwenden, um etwas Höheres zu erlangen. Meiner Meinung nach ist das jedoch ein Widerspruch an sich, denn in einem Körper, der aus Materie erschaffen ist, wird man immer Teil dieser Welt bleiben, die nun einmal durch Dinghaftigkeit und Körperlichkeit ausgezeichnet ist. Und folglich muss man auch mit allen Gegensätzen, die wir auf unserer Erde und in diesem Universum erleben, verhaftet bleiben. Wieso sich also von dem Abwenden, was wir durch unsere Geburt gewählt haben?
‚Weltlichkeit’ oder ‚Materie’ mag sich für einen Esoteriker beengend anhören, möchte er sich doch loslösen vom Schweren, Belastenden. In seinem Versuch, hierin Erfolg zu haben, löst er sich aber oft allzu schnell von dem Raum, in den er nun einmal hineingeboren wurde, und verliert seine Bodenhaftung.
Unter ‚Spiritualität’ verstehe ich genau das Gegenteil: Ich möchte als Mensch gerade mit diesem Wesentlichen verhaftet bleiben. Ich suche den Sinn in meinem Leben, indem ich Körper, Geist und Seele in ihrer Dreifaltigkeit erfasse und ganzheitlich in mein Leben integrieren, um alle drei gesund zu erhalten. Das Jenseitige, Transzendente oder gar Überirdische und meine Weltanschauung dazu sind eher als Nebenprodukte zu verstehen. Man kann also meiner Meinung nach ohne weiteres spirituell leben, ohne sich dabei in übernatürliche oder übersinnliche Sphären zu begeben. Sie können sich im Prozess natürlich herausformen –bleiben für den einen oder anderen Menschen auf seinem spirituellen Weg meist jedoch nebensächlich. Alles ist möglich und alles macht seinen ganz persönlichen Sinn.
Spiritualität ist für mich somit in erster Linie weltlich zu verstehen, denn es ist so wichtig, das Ziel im Leben zu suchen, anstatt außerhalb von ihm. Die Gesundheit meines Seins ist dann nicht nur ein Mehrgewinn, sondern zeigt mir kontinuierlich, ob ich mich noch auf meinem persönlichen, spirituellen Weg befinde.
Spiritualität bedeutet Ganzheitlichkeit. Und um einen möglichst ganzheitlichen Sinn im Leben zu erfahren, muss man nicht unbedingt Therapien besuchen, mittels Horoskop die Zukunft erforschen oder Meditationen bzw. Yoga-Arten in Kursen erlernen. Es heißt vorerst, seinem westlichen, rationalen Geiste zu entrücken – ‚verrückt’ zu werden, und mit offenen Augen und einem gesunden Quäntchen Fantasie in die Welt hinaus zu gehen. Das kann und macht jeder Mensch, doch interpretieren die meisten das, was da draußen, außerhalb ihres Körpers geschieht, auf eher ängstliche, verhaltene Weise. Sie könnten ihre Gabe genauso gut in positivem Maße nutzen, und alles zu ihrem Vorteil interpretieren – oder einfach mal als Gegebenheit stehen lassen und sich in Vertrauen üben. Man muss nicht immer alles bis zum bitteren Ende versuchen oder gar an die eigenen Grenzen stoßen bzw. über sie hinaus zu preschen. Spiritualität ist leise. Die positive Erfahrung kommt ganz von selbst. Und diese Erfahrung zeigt eines Tages die Lichterwelt, von der wir bereits heute umgeben sind, die wir in unserer ständigen Suche und unserem Streben in die Zukunft aber nicht erkennen können. Spiritualität ist gegenwärtig. Spiritualität ist das Erfassen unseres Jetzt. Spiritualität ist der Einfluss des Universums, den wir zulassen und für uns und auch andere nutzen können. Spiritualität ist ebenfalls die stets mehr ins Bewusstsein tretende Verbindung mit anderen Menschen und auch Tieren oder sogar unserer ganzen Welt, also etwas sehr Soziales.
Auf diese Weise haben bereits andere Hochkulturen Spiritualität verstanden, so wie auch die Maya. Und doch fiel es den einzelnen Menschen immer wieder schwer, die Lehre in die Praxis umzusetzen oder gar ökologisch und auch in ihrer Religion zu nutzen. Die meisten Hochkulturen gingen bekanntlich zugrunde, weil die Gesundheit ihres oft auch spirituell beeinflussten Systems zu kränkeln begann.
In meinem Roman, in dem die Protagonistin ihre Heimat in Hamburg, einem der konservativsten Städte Deutschlands, verlässt und sich in eine andere Welt zurückziehen möchte, spiegele ich die Weisheit der Maya-Kultur mit unserem Weltverständnis. Was könnten wir aus der spirituellen Weisheit der Maya für uns und unseren ganz persönlichen Vorteil im Reifungsprozess lernen? Und was hätten die einzelnen Maya damals bereits lernen können? Wie wurden sie spirituell berührt und welche Fesseln haben ihnen die eigenen Interpretationen der Welt angelegt? Eine Betrachtung in Romanform, die uns auf leichte Weise zum Umdenken anregen könnte – ließen wir den Prozess für uns zu.
Wer sich aber bereits beim Wort ‚Spiritualität’ ängstlich abwendet, wird sich wahrscheinlich auch nicht die Möglichkeit schenken, in harmlos kontemplativer Art andere Betrachtungsweisen zu erlauben. Oft dient das dem Schutz des eigenen Images, denn wie könnte sich denn ein Geschäftsmann oder ein Wissenschaftler spirituelle Gedanken erlauben? Die Antwort ist einfach: Einstein hat es uns vorgemacht und dabei nie sein Image verloren. Und er hat mit seinen Ansichten bahnbrechende Erfolge erzielt.
Aus diesem Grunde werde ich meinen nächsten Blog-Beitrag den, auf den ersten Blick weniger spirituell wirkenden, Themen ‚Relativitätstheorie’ und ‚Quanten-Theorie’ widmen. Themen, die in meinem Maya-Roman ein ganzes Kapitel einnehmen und sich im ganzen Buch immer wieder auf praktisch anschauliche Weise finden lassen.